


Das Projekt sieht vor, mit wenigen Eingriffen das Kunstmuseum Thurgau zu optimieren. Aus denkmalpflegerischen, ökologischen und ökonomischen Überlegungen werden die baulichen Massnahmen möglichst klein gehalten. Das neue Volumen wird kompakt unter die bestehende Bausubstanz gesetzt. Oberirdisch wird der nordwestliche Abschluss des Kreuzgangs verlängert. Mit dieser Volumenvergrösserung und der Verlegung der Mauer am Westende des Nordhofes wird der auf der Ansicht von 1757 dargestellte Zustand wiederhergestellt. Mit den vorgesehenen Eingriffen wird nicht nur die Orientierung für den Museumsbesucher verbessert, sondern auch der Museumsbetrieb effizienter organisiert. Zudem erhält das Kunstmuseum Thurgau einen neuen 200 m2 grossen Ausstellungsraum. Dieser entspricht allen konservatorischen Vorgaben und bietet nun die Möglichkeit an, empfindliche Objekte aus der eigenen Sammlung sowie Leihgaben aus internationalen Museen auszustellen. Um die internationalen Museumsstandards auch in den übrigen Ausstellungsräumen zu erfüllen, werden nebst gestalterischen vor allem licht- und klimatechnische Massnahmen getroffen. Der Museumseingang erhält mit wenigen landschaftsarchitektonischen Massnahmen eine grössere Präsenz. Ein im offenstehenden Tor inszeniertes Kunstwerk lädt den Besucher als Blickfang ins Kunstmuseum Thurgau ein.
Um das Kunstmuseum klarer von den übrigen Nutzungen des Klosterkomplexes abzugrenzen, wird die Kartause VII einer anderen Nutzung zugeteilt (Ittinger Museum, Künstlerresidenz o. ä.). Die Kunstvermittlung, die sich weiterhin in der Klause VIII befindet, bildet nun den Abschluss des Kunstmuseums. Der Museumsshop wird in die Klause XIV verlegt, womit der Besucher nach dem Ticketkauf an der Kasse direkt nach links abbiegt. Die Lobby, die sich ebenfalls in der Klause XIV befindet, dient als Versammlungsraum, Garderoben und Toiletten werden über die neue Haupttreppe ein Geschoss tiefer erreicht. Der Museumsrundgang startet entweder im Erdgeschoss oder führt über die neue Haupttreppe ins Untergeschoss direkt in den neuen Ausstellungsraum. Von hier aus gelangt der Besucher in den grossen Ausstellungskeller, von wo es weiter über die bestehende Treppe in den kleine Ausstellungskeller geht. Wie bis anhin führt der Weg über die Galerie zurück ins Erdgeschoss, wo die Ausstellungsräume in den Klausen besichtigt werden können. In den Skulpturengarten gelangt der Besucher über das bestehende Tor in der Mitte des Kreuzganges. Ein Besuch im Atelier oder im Museumsshop bildet den Abschluss der Visitors Journey. Die Nutzungsflexibilität wird dadurch gewährleistet, dass jeder Ausstellungsraum während Umbauten für sich abgeschlossen werden kann, ohne die Erschliessung der anderen Ausstellungsräume zu blockieren. Der neue Ausstellungsraum kann mit Leichtbau- oder Stellwänden beliebig unterteilt werden und bietet somit eine zusätzliche räumliche Flexibilität an. Der architektonische Ausdruck des neuen Aus- stellungsraumes wird durch die markanten Unterzüge – Fragmente des teils abgebrochenen Unterbaus – geprägt. Die Klausen werden so saniert, dass die Räume visuell beruhigt und neutralere Ausstel- lungsräume geschaffen werden.
Der Nordhof wird als geschlossener Skulpturengarten, im Sinne eines hortus conlusus, zum festen Bestandteil des Museumsrundganges. An regnerischen und kalten Tagen können die in den Innenhöfen und an der Mauer inszenierten Kunstwerke von innen betrachtet werden. Um die Beziehung zwischen dem Innen- und Aussenraum zu stärken, werden die stark strukturierten Fenster durch neue, sprossenfreie Fenster ersetzt. Die den Aussenraum verunklärenden Sträucher werden entfernt und die Wegführung wird alternierend zu den Skulpturen von den Innenhöfen zur Mauer und zurück geführt.
Die energetische Sanierung der Klausen wird im Inneren vorgenommen, um den äusseren Charakter der schützenswerten Gebäude von Antoniol + Huber und ein Maximum an originaler Bausubstanz zu erhalten. Auch die Reversibilität wird somit gewährleistet. Die bisher eher unruhig wirkenden Ausstellungsräume werden durch das Anbringen einer glatten Decke neutraler. In den Decken können technische Installationen versteckt werden, in den Wänden Bildsicherungen installiert und an den Fensterfront Blendeschutz- sowie Verdunkelungsrollos angebracht werden. Mit feuchteregulierenden und Wärme speichernden Materialien werden das Raumklima und die energetische Bilanz verbessert. Die Magnetschienensysteme werden an der bestehenden Konstruktion befestigt. Die Aussenwände werden gegen mikrobiologischen Befall- und Verfärbungen im Putz chemisch gereinigt sowie mit einer Kalkfarbe gestrichen. Die Ziegeleindeckung wird wenn nötig repariert und gereinigt. Die bestehende Aussenraumgestaltung zwischen den Klausen
Arbeitsgemeinschaft | mit Helen Wyss Architektin und Denkmalpflegerin |
Haustechnik | EK Energiekonzepte AG |
Bauingenieur | Aerni+Aerni Ingenieure AG |
Szenografie | Katharina Weistroffer |
Signaletik | Atlas Studio |
Publikationen | Hochparterre Wettbewerbe, Heft 3, Juli 2022 |